In den vergangenen hundert Jahren hat sich der weltweite Wasserverbrauch[1] etwa verzehnfacht – und ist damit deutlich schneller gestiegen als die Bevölkerungszahl. In über 30 Ländern herrscht Wassermangel. Schon in zwanzig Jahren werden rund 50 Länder mit insgesamt drei Milliarden Einwohnern betroffen sein.

Doch auch in Ländern, in denen statistisch gesehen genug Wasser zur Verfügung steht, haben viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Weltweit entfallen heute gut zwei Drittel der gesamten Wasserentnahme auf die Landwirtschaft. Etwa 20 Prozent verbraucht die Industrie, gut 10 Prozent fließen in die privaten Haushalte. Dabei gibt es große regionale Unterschiede.

In Europa beansprucht die Industrie über die Hälfte des verbrauchten Wassers. In Asien und Afrika fließen rund 85 Prozent in die Landwirtschaft. Vor allem die Grüne Revolution hat den Wasserbedarf auf den Feldern stark ansteigen lassen. Die ertragreicheren neuen Pflanzen brauchen meist viel mehr Wasser als traditionelle Sorten. Da immer mehr Felder mit “modernem” Saatgut bewirtschaftet werden, müssen auch immer größere Flächen künstlich bewässert werden.

Heute wird bereits mehr als ein Siebtel des kultivierten Landes bewässert. Doch die Bewässerungsflächen lassen sich nicht beliebig weiter ausdehnen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) befürchtet, dass Wassermangel in vielen Regionen die Entwicklung der Landwirtschaft bremsen wird. Vor allem in Asien wird die bewässerte Fläche nicht ausreichend wachsen, um die zunehmende Bevölkerung künftig ernähren zu können. Deshalb müssen die Bewässerungstechniken modernisiert werden. Vor allem die Verluste durch Verdunstung müssen deutlich verringert werden. Technische Lösungen gibt es – wie etwa die Tröpfchenbewässerung. Doch vielerorts fehlt das Geld, um moderne Technologien zu installieren.

Um ein Kilogramm Brot herzustellen, werden unter optimalen Bedingungen rund 1000 Liter Wasser gebraucht. Berücksichtigt man Ernteschäden und Wasserverluste durch ineffektive Bewässerungsmethoden, dann sind für die ausreichende vegetarische Ernährung eines Menschen etwa 1.500 Liter pro Tag nötig. Enthält die Nahrung etwa 20 Prozent Fleisch, verdoppelt sich der Wasserbedarf. Viele Staaten v.a. in Afrika können ihre Einwohner nicht selbst ernähren, weil sie nicht über genügend Wasser verfügen. Schätzungsweise ein Drittel der Menschheit lebt in Ländern, in denen die ausreichende Wasserversorgung gefährdet ist.

Die Nachfrage nach Wasser wird weiter steigen. Das UNEP erwartet in den nächsten zwanzig Jahren einen zusätzlichen Bedarf in der Landwirtschaft von mindestens 20 Prozent. Die Industrie wird rund 50 Prozent mehr Wasser brauchen und die privaten Haushalte sogar 80 Prozent. In manchen Regionen der Erde befürchten Fachleute heftige Verteilungskämpfe. Die Sicherung von Wasservorkommen spielt schon heute in manchen (auch militärischen) Auseinandersetzungen eine bedeutende Rolle.

Wassergarantien sind zum Beispiel ein fast unlösbarer Streitpunkt zwischen Israel und seinen Nachbarn.[2]

[1] Siehe dazu auch: http://www.unwater.org/documents.html: The 4th edition of the UN World Water Development Report (WWDR4).

[2] Zu 1.1.: http://www.welthungerhilfe.de/1066.html, Karl-Albrecht Immel, Stand Jan/Feb 2006

 

Dieser Beitrag ist der erste aus einer dreiteiligen Serie „Wissenswertes rund ums Trinkwasser“.